Bürgermeister Kadesch besucht Ärztehaus

Mörlenbach. »Obwohl mein Dienstsitz unmittelbar nebenan ist, war ich noch nicht hier. Ich bin also sehr gespannt, was mich erwartet.« Mit diesen Worten betrat der seit diesem Sommer amtierende Bürgermeister Erik Kadesch am 29. Oktober 2021 das Mörlenbacher Ärztehaus zu einem Arbeitsbesuch. Dass auch ein Bürgermeister normalerweise nicht einfach so zum Arzt geht, um sich dort nur mal umzusehen, leuchtet ein. Kadesch war jedoch vom Betreiber ausdrücklich eingeladen worden, die Menschen und Räumlichkeiten des Mörlenbacher Ärztehauses kennenzulernen. Häppchen und Wein gab es dabei zwar nicht, dafür jede Menge Informationen und wertvolle Gespräche.

Investitionen geplant

Das Mörlenbacher Ärztehaus besteht aus zwei Etagen. Das großzügige Erdgeschoss beherbergt eine radiologische Praxis, während im Obergeschoss Zahnarzt, Orthopädie und Hausarztpraxis untergebracht sind.

Zuerst führte der Chef der im Erdgeschoss befindlichen Radiologie Dr. Bökenfeld durch sein Reich. Dabei informierte er den Bürgermeister und einige teilnehmende Ärzte aus dem Obergeschoss über die Untersuchungsmethoden, die hier zur Anwendung kommen. Neben normalem Röntgen werden Ultraschall, Computertomographie (CT), Magnet-Resonanztomographie (MRT) und DEXA angeboten. DEXA bezeichnet eine Knochendichtemessung, die bereits frühzeitig Aufschluss darüber gibt, ob krankhafter Knochenschwund (Osteoporose) vorliegt. Bei Röntgen und CT wies Dr. Bökenfeld auf die heute nur noch verschwindend geringe Strahlenbelastung hin. »Wer beispielsweise ein Mal nach Amerika und zurück fliegt, bekommt dabei bereits mehr Strahlung ab, als bei einer Untersuchung mit unseren Geräten«, so Dr. Bökenfeld.

Den Höhepunkt der Führung im Erdgeschoss bildete jedoch das moderne MRT-Gerät. Diese Technik, auch Kernspin genannt, erlaubt nicht nur Untersuchungen vollkommen ohne Röntgenstrahlung oder ionisierende Strahlung, sondern zeigt auch das weiche Gewebe besonders gut; auf die Gabe von Kontrastmitteln kann verzichtet werden. Allerdings sind Knochen nicht immer optimal darstellbar, das Verfahren dauert länger und ist auch teurer als eine Untersuchung mit einem CT. Die Verfahren MRT und CT ergänzen sich, und sie kommen bei komplizierten Fällen sogar beide zur Anwendung, so der Radiologe. »Bemerkenswert, dass Mörlenbach eine so tolle Fachpraxis hat«, freute sich Bürgermeister Kadesch, und Dr. Bökenfeld gab noch mit auf den Weg, dass er aktuell weitere Investitionen plant. »Eine neue MRT-Anlage für Mörlenbach ist schon bestellt«, verabschiedete er die Runde.

Drei Kassensitze in Mörlenbach gehalten

Dann ging es ins Obergeschoss des Ärztehauses. Ende 2019 und damit kurz vor Beginn der Pandemie hatte der Betreiber dort eine umfangreiche Sanierung gestartet, um das Stockwerk zeitgemäß modern und hell umzugestalten. Wegen Corona wurde dann kurzerhand auch eine hochmoderne Belüftungsanlage mit eingebaut, die die Luft großvolumig austauscht und mittels HEPA-Filtern extrem säubert. Die großzügige Etage ist hell mit zeitgemäßer LED-Technik beleuchtet.

Der Zahnarzt Dr. Salomia präsentierte zunächst seine Behandlungszimmer und sein Labor. In der kleinen, aufgeräumten Praxis hat er sich mit seiner Tochter vor allem auf Implantologie spezialisiert, also auf die Verankerung von künstlichen Zähnen im Kiefer. 

Den größten Teil des Obergeschosses nimmt die allgemeinmedizinische Hausarztpraxis ein, welche ebenfalls besichtigt wurde. Mit Frau Müller, Dr. Winkler und Dr. Wagner sind dort aktuell eine Ärztin und zwei Ärzte beschäftigt, die von 5 Assistentinnen unterstützt werden. Weitere Ärzte werden aktuell gesucht.

Der Geschäftsführer Dr. Pavlovic berichtete dem neuen Bürgermeister, dass es dem Ärztehaus in den letzten beiden Jahren gelungen ist, insgesamt drei der sogenannten Kassensitze für Mörlenbach zu sichern. Weil die jeweiligen Praxisinhaber keine Nachfolger fanden, wären dem Ort diese Kassensitze beinahe verloren gegangen. Das hätte die ärztliche Nahversorgung und damit die Infrastruktur der Gemeinde empfindlich geschwächt. Mindestens drei von fünf Patienten hätten dann zum Arztbesuch in benachbarte Kreise fahren müssen. Für sie hätte dies viel Mehraufwand an Zeit und Geld bedeutet, ganz zu schweigen von den negativen Folgen für die Umwelt, die der zusätzliche Verkehr mit sich gebracht hätte. Jetzt, in einer Praxis mit drei Kassensitzen, könne man zudem vergleichsweise ressourcenschonend arbeiten, erklärte Dr. Pavlovic. Und die räumlichen Bedingungen mit aktuell sieben Untersuchungszimmern im Obergeschoss seien sogar geeignet, hier noch eine weitere Fachrichtung aufzunehmen. Man denke etwa an eine neurologische oder an eine pneumologische Fachpraxis.

Medizinische Versorgung sichert Lebensqualität

Bürgermeister Kadesch zeigte sich am Ende des Besuches beeindruckt von dem Gesamtkonzept des Hauses, den räumlichen Bedingungen und der offenen Atmosphäre. Er wolle nun auch mit den anderen Ärzten des Ortes sprechen. »Denn die medizinische Versorgung stellt einen wesentlichen Pfeiler der Lebensqualität dar«, bekräftigte er. Zum Abschluss bat er noch um eine fachliche Einschätzung, ob in Mörlenbach ein Reha-Zentrum sinnvoll wäre, was die drei Allgemeinärzte unbedingt bejahten. Allerdings – hierfür ist im Ärztehaus kein Platz mehr.